Rolf Gockel: Ende einer Ära beim Roten Kreuz
Rüthen – 39 Jahre lang zog er in bedeutendem Maße die Fäden beim Ortsverein Rüthen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Nun aber legt Rolf Gockel das Amt des Vorsitzenden nieder. Anlässlich seiner Aktivitätszeit in der örtlichen Rotkreuz-Gruppe stattete unsere Zeitung dem bekannten Urgestein aus der Bergstadt einen privaten Besuch ab und ließ den rüstigen 85-Jährigen von seiner ehrenamtlichen Einsatzbereitschaft aus fast vier Jahrzehnten berichten.
„Vielfältig interessante und spannende Jahre waren es“, sagt Gockel. Doch die in diesem Zusammenhang stehende, beinahe schon logische „Gretchenfrage“, warum er nämlich nicht noch ein letztes Jahr in seiner Funktion als Ortvereins-Chef drangehängt hat und damit folglich eine 40-jährige Amtszeit komplettiert hätte, lässt andererseits nicht lange auf sich warten.
Die Antwort fällt sogleich nüchtern und durchweg schlüssig aus. Denn wer Rolf Gockel kennt, der weiß auch um seine mitunter oft verwendete sachliche Betrachtungs- und Argumentationsweise. „Nach langer Suche, habe ich vor wenigen Wochen endlich eine eine Nachfolgerin für meinen Posten finden können. Wir besprachen alles, einigten uns, und daraufhin läutete ich mein Ausscheiden ein“, sagt er. An diesem Samstag finden die Wahlen statt, bis dahin bleibt der Name der wahrscheinlichen Nachfolgerin unter Verschluss.
Übrigens: Vor 39 Jahren war es ebenfalls ein Rüthener Bürger, der Rolf Gockel für den Eintritt und die gleichzeitige Übernahme des Vorstandspostens in der Ortgruppe überzeugte. „Damals war es DRK-Vorsitzender Benno Brings, der auf mich zukam und mich in den Ortsverein lockte. Ich ließ mich darauf ein und lernte daraufhin sehr schnell die interessante Arbeit im DRK kennen“, sagt Gockel.
Bereut habe er es bis heute nicht, diesen Schritt einst gegangen zu sein. Als langjähriger, treuer Blutspender (Gockel nahm 87 Mal an der Spende teil) sei ihm der DRK Ortsverein als vertraute Anlaufstelle quasi ans Herz gewachsen.
„Der Zusammenhalt und das kooperative Verhalten, waren mir immer sehr wichtig gewesen. Ohne die vielen fleißigen Helfer, die sich dauerhaft und unermüdlich bei der Bewerkstelligung der unterschiedlichsten Aufgaben eingebracht haben, wäre es nicht gegangen und es würde auch heute nicht funktionieren“, sagt er.
Dennoch: Vom großen Netzwerk als einstiger Bürgermeister der Stadt Rüthen und von Gockels vielschichtigen und engen Kontakten in die örtliche Vereins- und Bürgerszene profitierte letztlich auch der DRK-Ortsverein. Unter Gockels Feder erhielt das Rotkreuz-Kollektiv nach etlichen Umzügen in den Anfangsjahren des neuen Jahrtausends ein auf Dauer angelegtes Domizil. „Das war ein Wendepunkt in der Historie des Vereins“, erinnert sich Gockel. „Erst waren wir in den Kellerräumen der Grundschule untergebracht. Danach ging es in Hoffmanns Scheune und anschließend zogen wir in die Scheune von Bauer Kramer. Im Jahr 2007 überließ uns die Stadt für 40 000 Euro das Gebäude am Bahnhofsberg – der Weg in einen neuen Lebensabschnitt. Ein echtes DRK-Heim konnte entstehen“, schildert der Senior, während er in alten Dokumenten blättert.
Nicht unerwähnt lässt er dabei, dass ein mehr als zwei Jahre andauernder und buchstäblich kräftezehrender Schaffensprozess ins Rollen kam. Unzählige Stunden an körperlicher Arbeit, berichtet Gockel, steckte man damals in die Komplettsanierung des Gebäudes.
Im Laufe der vergangenen Jahre sind weitere Investitionen dort getätigt worden, wie etwa in neue Technik und in die Ausstattung. „Das Gebäude ist in einem guten Zustand und hat so bestimmt noch die nächsten 50 Jahre Bestand“, meint Gockel.
Den künftigen Werdegang des DRK-Ortvereins wird Gockel allerdings nicht mehr aktiv beeinflussen, auch wenn er der Riege signalisiert hat, dass er jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehe. Seinen Ruhestand wird er nunmehr mit anderen Freizeitaktivitäten füllen und genießen und dabei vor allem seiner Leidenschaft als Organist in der Pfarrgemeinde Rüthen weiterhin nachgehen. „Ich möchte mehr Zeit an der Orgel verbringen. Diese Tätigkeit, die ich ja schon seit meiner Schulzeit ausübe, erfüllt mich mit großer Freude“, gibt Gockel mit Blick in Richtung der hoch oben auf der Stadtmauer thronenden Gotteshäuser bekannt.
Ein letztes Mal holt er anschließend das nunmehr ausgediente Jackett seiner DRK-Uniform hervor, um für ein entsprechendes Foto zu posieren. Die vielen tollen Erinnerungen an die aktive DRK-Zeit, sie werden für den 85-Jährigen unvergessen bleiben.
DerPatriot vom 03.09.2022